Gipfelsturm bei Volksfest-Stimmung
Die 1. Sauerland Klassik ist am Tag der Deutschen Einheit auf dem Marktplatz von Attendorn mit einem ebenso furiosen wie sonnigen Finale zu Ende gegangen. Auch auf der Schleife durch das Hochsauerland wurden die rund 100 Oldtimer bis Baujahr 1995 frenetisch gefeiert, wo immer sie auftauchten. All das sorgte für eine emotionale Zieldurchfahrt in Attendorn nach 609 erlebnisreichen Kilometern.
Die finale Schleife der 1. Sauerland Klassik nach drei ereignisreichen Tagen war ein wahrhaft krönender Abschluss einer begeisternden Premiere. Innerhalb von acht Stunden rollten mehr als 100 Oldtimer mitten durch eine Westernstadt, fuhren nur wenige Meter an einer Achterbahn und einer Weltcup-Bobrennbahn vorbei, drehten eine Runde durch einen Schlosshof, kämpften zwischen ebenso jung gebliebenen Fachwerkhäusern um Millisekunden und statteten auch einem Wisent-Gehege einen Besuch ab. All das bekamen die Teilnehmer am Schlusstag der Oldtimer-Rallye serviert, der von Attendorn über den Flugplatz Meschede, das Fort Fun Abenteuerland, den 841 Meter hohen Kahlen Asten, Winterberg und Bad Berleburg zurück in die Hansestadt an der Bigge führte.
Den bleibendsten Eindruck bei den Rallyefahrern hinterließen aber nicht die Sehenswürdigkeiten, sondern die Bevölkerung aus dem Sauerland. Viele Tausend Menschen bevölkerten die Rallyestrecke und sorgten am Nationalfeiertag für eine wahre Volksfeststimmung. Oldtimer-Clubs präsentierten ihre Schätze, andere hatten einen Bierwagen samt Tischen und Bänken am Wegesrand platziert, um die automobilen Klassiker standesgemäß zu feiern. Und wieder andere nutzten die Bürgersteige als Ausstellungsfläche, um stolz ihre Go-Karts oder Souvenir-Sammlungen zu zeigen.
Ex-Rallye-Weltmeister Christian Geistdörfer brachte die Stimmung auf den Punkt: „Die Begeisterung ist unglaublich. Es scheint, als hätten die Leute einfach alles herausgeholt, was sie in der Garage stehen hatten.“ Geistdörfer und sein noch prominenterer „Chauffeur“ Walter Röhrl waren die großen Stars der Premierenausgabe. Sobald sie ihren von der Autostadt eingesetzten Porsche 911 verließen, waren sie von Autogrammjägern umringt. Trotzdem konnten sie die dreitägige Ausfahrt genießen. „Tolles Wetter, tolle Strecken, das hat richtig Spaß gemacht. Hier im Sauerland ist es fast so schön wie im Bayerischen Wald“, erklärte der heimatverbundene Regensburger bei der Zieldurchfahrt auf dem prall gefüllten Alten Markt von Attendorn.
Mit dieser Meinung ist der zweimalige Rallye-Weltmeister weiß Gott nicht alleine. „Das war die zweitschönste Rallye nach der Mille Miglia“, sagt ein sichtlich gerührter Heinz-Jürgen Grewe (BMW 1600-2 ti) bei der Rückkehr nach Attendorn. „Uns hat Rallyeleiter Peter Göbel von seiner Heimat überzeugen können – und vermutlich noch 100 andere Teams“, berichtete Autostadt-Geschäfts-führer Otto F. Wachs (VW Karmann Ghia). „Das war die beste Rallye, die wir je gefahren sind. Nächstes Mal sind wir wieder gerne dabei“, strahlte der Schweizer Georg Weidmann aus der offenen Flügeltüre seines blitzblanken SwissVax-Mercedes 300 SL.
Der Schweizer Mercedes-Pilot führte die Rallye nach dem zweiten Tag noch an, fiel im Finale aber auf den vierten Platz zurück. Den Platz an der Sonne eroberten stattdessen Arne und Patrick Stumpp im BMW 2002 Turbo, die bei der stimmungsvollen Siegerehrung von Kabarettist Urban Priol auf die Bühne gerufen wurden. Die Stumpps gehen damit als erste Sieger der Sauerland Klassik in die Geschichte ein. Hinter ihnen landen André Riesenbeck/Patrick Lanfer (Porsche 356 B Super 90 Cabriolet) sowie Jörg und Anna Crone (Riley TT Sprite Special) auf den Plätzen zwei und drei. Diese drei Besatzungen bekamen nicht nur exklusive Uhren von Sinn im Gesamtwert von 15.000 Euro, sie durften sich bei der Feier in Attendorn-Helden tatsächlich wie Helden fühlen.
Ein Platz auf dem Podium hätten sich fast noch auch Röhrl/Geistdörfer gesichert, denn nach verhaltenem Start spielte das Dream-Team am Schlusstag seine ganze Erfahrung aus und holte sich den Tagessieg. Damit verbesserten sich die Ex-Weltmeister auf den fünften Gesamtrang – als beste „Promis“. Röhrls „Teamchef“ Otto F. Wachs und Schauspielerin Katharina Schubert holten sich im feuerroten VW Karmann Ghia Gesamtrang sieben, der siebenmalige Deutsche Rallye-Meister Matthias Kahle (Škoda 130 RS) landete mit Blogger Kai Petermann als Beifahrer auf Position 16. Urban Priol (Ford Cortina) musste dagegen am letzten Tag trotz AvD-Pannenhilfe mit Kupplungsschaden aufgeben – eine kleine Feder in der Scheibe brach, was innerhalb der Rallye nicht mehr zu reparieren war. Der Kabarettist war einer von vier Teilnehmern, die das Ziel nicht erreichten. Alle anderen Defekte konnte der AvD-Pannendienst im Teilnehmerfeld erfolgreich beheben.
Schauspieler David Kross (bekannt aus „Der Vorleser“) konnte zwar erst am Samstag ins Lenkrad des Seat 1200 Sport „Bocanegra“ greifen, schlug sich bei seiner Rallye-Premiere aber hervorragend. Dank Platz 32 in der Tageswertung hievte er den giftgrünen Wagen noch auf Position 64 in der Gesamtwertung. Ein besonderes Erlebnis durfte auch der Bürgermeister von Attendorn genießen. Christian Pospischil nahm ab der Mittagspause auf der Rückbank eines einmaligen Adler Diplomat „Pullman-Kabriolett Kathe“ aus dem Jahr 1935 Platz, den der PS-Speicher Einbeck ins Rennen schickte. Das Stadtoberhaupt ließ sich von seinem Amtskollegen Alexander Kloss, stellvertretender Bürgermeister aus Einbeck (Niedersachsen), chauffieren und freute sich über den gut besuchten Empfang in der Heimat: „Ich bin total begeistert. Die Strecke, die Stimmung und auch die Organisation waren super. Es war ein herrlicher Tag, die Stimmung hat einen sehr mitgerissen.“
Ebenso zufrieden wie die Teilnehmer zeigte sich auch der in Attendorn aufgewachsene Rallyeleiter Peter Göbel. „Der liebe Gott muss ein Rallyefan sein, sonst hätte er uns für die Premiere der Sauerland Klassik kein so fantastisches Wetter geschenkt!“ Kabarettist Urban Priol brachte es auf den Punkt: „Nach der Pfarrerbesprechung vor der Rallye bekam das Wort Rallygion eine ganz neue Bedeutung.“ Nicht nur aus Sicht von Peter Göbel war die 1. Sauerland-Klassik eine großartige Veranstaltung: „Wir hätten nie im Leben mit so vielen Zuschauern gerechnet, es waren Menschen ohne Ende an der Strecke. Für mich ist in den vergangenen drei Tagen ein Traum wahr geworden – und einer, der schöner nicht hätte sein können.
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